Die Berggemeinschaft Landgrafen


Die "Berggemeinschaft Landgrafen" wurde von Dr. Helmut Späte und Hermann Paris am 25. Mai 1968 mit ca. 110 Mitgliedern gegründet; wenig später wurde sie als "Freundeskreis Landgrafen" dem Kulturbund der DDR unterstellt. Der Freundeskreis entfaltete eine vielseitige Tätigkeit auf dem Landgrafenberg und entwickelte sich bis zu einer Mitgliederzahl von ca. 200. Nach der politischen Wende erklärte sich die Berggemeinschaft im Ergebnis einer umgestaltenden Gründungsversammlung am 22. Mai 1990 unter ihrem alten Namen zum selbständigen Verein und erlangte am 6. August 1990 durch Eintragung unter Nr. 37 ins Vereinsregister des Kreisgerichtes Jena ihre Rechtsfähigkeit; am 5. November 1990 erfolgte die Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Vereins durch das Finanzamt Jena. Bis zum 30-jährigen Jubiläum im Jahre 1998 hatte sich die Zahl der Vereinsmitglieder bei ca. 90-100 stabilisiert und so ist sie bis heute geblieben. Die Vorsitzenden des Vereins seit 1968 waren Dr. H. Späte (Ehrenvorsitzender H. Paris), R. Hartdung, J. Kruse, Dr. E. Bormann, z.Z. ist es J. Ternette.

 Die Paragraphen 1 und 2 des Vereins-Statuts nennen die wesentlichen Ziele und Aufgaben des Vereins: "Zweck des Vereins ist die Förderung von Naturverbundenheit sowie die Verbreitung humanistischen Gedankengutes. Der Verein macht es sich zur Aufgabe, an der Erhaltung, Verschönerung und Erschließung von Natur und Umwelt im Landgrafengebiet mitzuwirken, um diesen Bereich für die öffentliche Nutzung als Naherholungsgebiet von Jena attraktiv zu gestalten, wozu auch Kultur- und Bildungsangebote beitragen sollen. Dieser Zweck wird insbesondere erfüllt durch die Pflege der Aufgänge, Wege und Ruheplätze im Gebiet des Landgrafen und seiner näheren Umgebung, die Unterhaltung der Aussichtspunkte, des Aussichtsturmes, des Kinderspielplatzes, des Sportplatzes, der Trimm-Dich-Strecke sowie des Vereinshauses, die aktive Mitwirkung an Umweltschutz- und Ökologieprojekten, wie Anpflanzungs- und Waldpflegearbeiten, vielfältige öffentlichkeitswirksame Kultur- und Bildungsveranstaltungen."

             Seit seinem Bestehen hat der Verein viele Geländearbeiten ausgeführt: Befestigung der beiden zentralen Aufgänge zum Landgrafen, Verlegen neuer Stufen, Bau und Pflege der Geländer, Initiierung der Beleuchtungsanlagen für beide Aufgänge und Ausführung aller vorbereitenden Bauarbeiten dazu; Pflege der Wanderwege, Aufstellen und laufende Wartung von ca. 60 Ruhebänken; Anlegen und Wartung einer Trimm-Dich-Strecke; Anlegen eines Kinderspielplatzes und einer kleinen Sportanlage, dazu Kauf bzw. Anfertigung und Aufstellung aller Spielgeräte (ursprünglich auch einer Kletterburg) sowie ständige Wartung und Reparatur aller Geräte. 1995 erfolgte die vollständige Erneuerung der Spielplatzanlage und –ausstattung, 1997 die Neuanlage der Trimm-Dich-Strecke mit 18 Übungsstationen auf verändertem Parcours und die Anlage einer 400 m langen Laufstrecke, ab 2012 der Ersatz verschlissener Spielgeräte und die Ergänzung der Spielplatz-Ausstattung. Um 2000 hat die ÜAG Jena die beiden zentralen Aufgänge mit einer Kalkschotterung befestigt und zwei weitere Aufgänge vom Dornbluthweg und vom Hufelandweg angelegt bzw. verbessert, die Stadtverwaltung erneuerte 2007 die Beleuchtung des Landgrafenstiegs.

             In der Zeit seines Bestehens hat der Verein mehrere große Bauobjekte initiiert, miterrichtet und betreut:

             1969 wurde vom Verein der Ausbau der Gaststätte "Landgrafenhaus" angeregt und in den Jahren 1970-1971 mit hohem Anteil von Eigenleistungen der Mitglieder bei der Projektierung, baubetrieblichen Organisation und Bauausführung realisiert; am 20.07.1971 wurde das neue Landgrafenhaus mit Gaststätte, Wohngebäude, Büroräumen und einem Gesellschaftszimmer für den Verein eröffnet. Nach der Wende wurde das Landgrafenhaus Eigentum des Bundesvermögensamtes, seit April 1992 war es geschlossen und verfiel zunehmend, mehrere Investitionsvorrang-Verfahren kamen nicht zustande. Im Frühjahr 2005 wurde das Landgrafenhaus schließlich von dem Jenaer Investor Klauspeter Michel erworben, der den alten Baukern vom Ende des 19. Jahrhunderts sorgfältig restaurierte, durch einen modernen Glasbau und eine schöne Terrasse ergänzte und die Gaststätte anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 2006 neu eröffnete.

            Bei der Errichtung des Fernsehumsetzer-Turmes auf dem Landgrafen im Jahre 1971 regte der Verein den Einbau einer Aussichtsplattform an und übernahm bis zur Vermietung des Turms durch die Stadt an die Telekom 1991 die Wartung des Treppenaufgangs und der Aussichtsplattform einschließlich der Betreuung regelmäßiger Öffnungszeiten. Im Erdgeschossbereich des Turmes baute der Verein mit hohem Anteil von Eigenleistungen der Mitglieder einen Werkstattraum aus und konnte dort Arbeits- und Transportgeräte, Material, Werkzeug, eine Werkbank u.a.m. zur Absicherung aller Arbeitseinsätze im Gelände unterbringen. Nach der Vermietung des Turmes durch die Stadt an die Telekom erging an den Verein eine Räumungsaufforderung, ohne dass ihm ein Ersatzangebot gemacht wurde. Am 03.11.1991 erfolgte dann ein Einbruch durch die Baufirma mit Zwangsräumung des Werkstattbereichs, wobei fast alle Geräte, Materialien, Schränke, Ersatzteile usw. verlustig gingen. Nach einer Schadensersatz-Klage des Vereins und längeren Verhandlungen mit Telekom und der Baufirma wurde dem Verein im April 1992 als Ersatz ein hölzerner Geräteschuppen zur Unterbringung von Material und Arbeitsgeräten auf dem Vereinsgelände errichtet. Auf Initiative des Vereins wurde schließlich auch der große Aussichtsturm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht; nach Ausführung verschiedener erforderlicher Umbauten im Eingangsbereich, im Treppenaufgang und in der Aussichtsplattform durch den Eigentümer (Liegenschaftsamt der Stadt Jena, heute KIJ) betreut der Verein seit 2002 auf vertraglicher Basis wieder regelmäßige Öffnungszeiten (inklusive Wartung und Reinigung des Turms und seines Umfelds) an den Wochenenden.

             In den Jahren 1975-1978 errichtete der Verein in Eigenleistung und mit Hilfe von Zuwendungen und Spenden das heutige Vereinshaus als Sozialgebäude mit Umkleideraum, Wasch- und Duschraum, Toiletten, Technikraum, Klubraum und Kleinsauna. Die Baugenehmigung erfolgte durch die damalige Staatliche Bauaufsicht der DDR, die Fertigstellung des Rohbaus war 1976. Die veranschlagte Bausumme von ca. 45 Ts. Mark der DDR erhöhte sich im Laufe des Endausbaus bis 1978 auf ca. 92,5 Ts. Mark der DDR. Diese finanziellen Mittel kamen aus Zuwendungen und Spenden von Betrieben und der Kommune sowie aus Beiträgen und Spenden der Vereinsmitglieder; alle wesentlichen Arbeiten wurden mit einem Aufwand von ca. 4,5 Ts. Arbeitsstunden durch Mitglieder des Vereins ausgeführt. Das Vereinshaus dient als Stützpunkt für alle geländepflegerischen Arbeiten im Landgrafengebiet und war seit der Schließung der Gaststätte "Landgrafenhaus" auch die einzige Möglichkeit zur Durchführung aller internen wie auch der öffentlichkeitswirksamen Vereinsveranstaltungen - es ist damit die Existenzgrundlage des Vereins. In den Jahren 1991-1994 wurde es deshalb grundhaft saniert und modernisiert, wobei die Finanzierung aus Mitgliedsbeiträgen sowie verschiedenen Zuwendungen und Spenden erfolgte und alle wesentlichen Arbeiten von Vereinsmitgliedern in unentgeltlicher gemeinnütziger Eigenleistung ausgeführt wurden: Es erfolgten die Separierung der Wasserversorgung, der Einbau einer unabhängigen modernen und umweltfreundlichen Flüssiggas-Heizung, die malermäßige Instandsetzung, die Modernisierung der Sanitäranlagen (Oktober bis Dezember 1991), die grundhafte Sanierung des Daches durch Isolierung und Neudeckung (Juni 1992) und die Rekonstruktion der Wasserversorgung durch Verlegung eines neuen Wasserleitungsteils mit eigenem Anschluss außerhalb des Gaststättengebäudes (November 1994). Die Gesamtkosten betrugen ca. 28 TDM und wurden aus Mitgliedsbeiträgen sowie verschiedenen Zuwendungen und Spenden finanziert; alle wesentlichen Arbeiten wurden wiederum von Vereinsmitgliedern unentgeltlich ausgeführt. Nach langen rechtlichen Auseinandersetzungen und letztendlicher Zustimmung aller zuständigen Behörden konnte der Verein am 24. Mai 1995 das Vereinshaus mit dem dazugehörigen Grundstück für einen symbolischen Kaufpreis zurückerwerben. In den Jahren nach 2000 wurde ein festes Vordach am Vereinshaus angebaut, der Duschraum wurde modernisiert, und auf Grund der Beteiligung des Vereins am Bau einer neuen Wasserleitung zum Landgrafenhaus im Jahre 2005 wurde mit dem Eigentümer des Landgrafenhauses die stabile Wasserversorgung des Vereinshauses vertraglich vereinbart. Die Abwasserentsorgung des Vereinshauses wurde ursprünglich vom Landgrafenhaus mit übernommen; aus rechtlichen und Kapazitätsgründen errichtete die Berggemeinschaft im Jahre 2008 mit finanzieller Unterstützung durch die Härdrich-Stiftung und das Sozialministerium sowie mit eigenen Spendenmitteln und in fast ausschließlicher eigener Arbeitsleistung eine eigene vollbiologische Kläranlage. Anschließend erfolgten weitere Arbeiten zur baulichen Befestigung und Erschließung des Vereinsgrundstücks, 2009 wurden Rekultivierungsarbeiten auf dem Vereinsgelände durchgeführt, 2010 ein neuer Hausstromanschluss gelegt und die Technikräume umgebaut und saniert (jetzt Material- und Gerätelager, Vorratsraum, eigentlicher Technikraum mit Strom-, Heizungs- und Wasserversorgung), 2011 wurde der gesamte Sanitärbereich neu gebaut und dabei erweitert und modernisiert.

            Das dritte große Tätigkeitsfeld des Vereins seit seinem Bestehen ist ein regelmäßiges vielseitiges Veranstaltungsprogramm, das verschiedene traditionelle Schwerpunkte enthält, wie z.B. Vorträge und Diskussionen über natur- und landschaftskundliche, populärwissenschaftliche, aktuelle regionalpolitische, kulturelle und andere Themen, Reiseberichte, Spiel- und Sportveranstaltungen, Ausflüge und Wanderungen mit sportlichen und kulturellen Inhalten, fröhliche Vereinsfeste und kulinarische Höhepunkte, Kinderfeste, Seniorentreffen u.a.m. Die Veranstaltungen finden durchschnittlich ein bis zweimal im Monat statt und sind meist öffentlich; daneben gibt es wöchentlich einen internen Sauna-Abend und daran anschließend ein gemütliches Mitgliederbeisammensein.

             Aus Anlass des 30. Jahrestags der Gründung der Berggemeinschaft Landgrafen e.V. hat die Berggemeinschaft im Jahre 1998 eine Jubiläumsmedaille prägen lassen. Diese würdigt gleichzeitig auch den 140. Jahrestag der Gründung des „Verschönerungsvereins zu Jena“, denn der Verschönerungsverein wirkte seit seiner Generalversammlung 1886 bis zum Ende seines Bestehens 1952 vornehmlich im Bereich des Landgrafenberges und dessen Umgebung. Die Berggemeinschaft Landgrafen e.V. identifiziert sich hinsichtlich ihrer Ziele und Aufgaben mit dem Tätigkeitsprofil des Verschönerungsvereins, hat sich deshalb unter Beachtung des modernen Vereinsgesetzes mit ihrem Statut inhaltlich auch an dessen Satzung angelehnt und betrachtet den Verschönerungsverein als ihren unmittelbaren Vorgänger, auch wenn ihr die juristische Anerkennung der Rechtsnachfolge letztendlich nicht zugestanden wurde.

 Unter dem Link „Verschönerungsverein zu Jena“ sind deshalb auch grundlegende Ausführungen zu dessen Geschichte aufgenommen.

Avers der Medaille:

Emblem der "Berggemeinschaft Landgrafen e.V. Jena", gestaltet von der Jenaer Graphikerin und Malerin Gerlinde Böhnisch-Metzmacher.

             Das Emblem zeigt im Zentrum die von der Stadt aus sichtbare Südfront der 1971 erweiterten Gaststätte "Landgrafenhaus" mit einer vorgelagerten Terrasse sowie dem erhalten gebliebenen kleinen Turm des alten Landgrafenhauses. Wegen der schönen Aussicht auf die Stadt und das Saaletal wird das Ensemble häufig als "Balkon Jenas" bezeichnet. Dahinter ist der in unmittelbarer Nähe befindliche Turm des ehemaligen Fernseh-Umsetzers, der auf Initiative der Berggemeinschaft mit einem Aufgang und einer großen verglasten Aussichtsplattform versehen wurde. Hinter dem Gebäudekomplex ist die Waldsilhouette angedeutet; im Vordergrund stehen zwei stilisierte Österreichische Schwarzkiefern, wie sie für den Bergwald auf dem Landgrafen und den anschließenden Sonnenbergen charakteristisch sind. Im Vordergrund ist einer der beiden Treppenaufgänge dargestellt, über die man aus der Stadt auf den Landgrafenberg steigen kann.

 Das Emblem wird umgeben vom Namen des Vereins.

             Im Abschnitt über dem Emblem die Inschrift "30. Jahrestag der Gründung" als Anlass der Medaillen-Prägung; im Abschnitt links vom Emblem das Gründungsjahr des Vereins 1968  und das Jahr der Erlangung der Rechtsfähigkeit durch Eintragung ins Vereinsregister von Jena 1990; im Abschnitt rechts vom Emblem das Jahr des Gründungsjubiläums und der aus diesem Anlass erfolgten Ausgabe der Medaille 1998.

 Revers der Medaille:

 Das alte "Landgrafenhaus" in detailgetreuer Darstellung nach einer Postkarte von 1902, ein für Jena typischer Bau aus Naturkalkstein, vom Verschönerungsverein zu Jena im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts als Vereinshaus und öffentliche Gaststätte 1893 gebaut und eröffnet. Charakteristisch ist u.a. ein kleines Türmchen, über dessen Wendeltreppe man auf eine umbrüstete Aussichtsplattform auf dem Dach gelangte.

             Im Abschnitt über dem Gebäude die Inschrift "140. Jahrestag der Gründung "; im Abschnitt unter dem Gebäude das Gründungsjahr des Vereins 1858, das Jahr der Verleihung der Rechte einer juristischen Persönlichkeit an den Verein 1892 und das Jahr der Auflösung des Vereins 1952.

            Unterhalb der Jahreszahlen ein stilisierter Blütenzweig; im Halbrund unter der gesamten Darstellung der Vereinsname "Verschönerungsverein zu Jena".

 Numismatische Angaben zur Medaille:

 Idee:                                                       Vorstand der Berggemeinschaft Landgrafen e.V. Jena

 Graphischer Entwurf:                        Gerlinde Böhnisch-Metzmacher, Jena

 Gravur und Prägung:                         Horst Walther, Eisenach

 Durchmesser:                                       50 mm

 Stärke:                                                     3 mm

 Auflagenhöhe:                                     100 Stück in Feinsilber

                                                               100 Stück in Kupfer

 

                                                               5 Stück in Feinsilber (5 mm Stärke)

                                                               als Ehrengabe an die Vorsitzenden seit 1968:

                                                               H. Späte, R. Hartdung, J. Kruse, E. Bormann, J. Ternette

                                                               Im Gurt deren eingravierte Namen.

 Ausgabejahr:                                       1998

 Ausgabeanlass:                                   30. Jahrestag der Gründung

                                                              der "Berggemeinschaft Landgrafen e.V. Jena" und

                                                               140. Jahrestag der Gründung

                                                               des "Verschönerungsvereins zu Jena"

 Herausgeber:                                       Berggemeinschaft Landgrafen e.V. Jena

 Bezugsmöglichkeiten:                          Im Auftrag der Berggemeinschaft Landgrafen e.V. Jena:

                                                                Jochen Ternette, Schillbachstr. 44,  07743 Jena,

                                                                 Tel. (03641) 447363;

                                                                 H.-Dieter Thiele, Jenaer Münzenstube, Fürstengraben 12

                                                                 07743 Jena, Tel. (03641) 827133.